Dienstag, 30. Dezember 2008

Messies, Verwahrlosung, Vermüllungssyndrom in Zürich, Aargau, Aarau, Zug, Schywz, Schaffhausen, Winterthur, Thurgau, St. Gallen. Glarus, Graubünden,



Ihr Norbert Ryser, Leiter der ATAX Seniorenservice schreibt:
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Betroffenheit, Abscheu, Wut, Empörung, Ekel gipfelt nicht selten im „Das gibt's doch nicht"

Ja, und da sitzt er nun: Der Messie mitten in seinen Habseligkeiten, seinem Gestank, seinem Elend, seiner Scham und Ohnmacht und je nachdem Wut oder Resignation.


Alles räumen! So lautet die Order vom Sozialamt. Danach reinigen, desinfizieren, vielleicht sogar sanieren.


Wir, von ATAX machen das. Professionell, nach ATAX Art.
Der Auftrag, eine „Messiewohnung" zu räumen gehört für uns zu den anspruchsvolleren Aufgaben, die wir gern übernehmen.


Warum?

Nehmen wir wieder das Bild von oben: Da sitzt ein Mensch in seinem Elend, in seiner Wohnung. Konfrontiert mit der Verfügung:
Zwangsräumung. Jetzt muss er ohnmächtig mit ansehen, wie alles, was er in Jahren angehäuft hat, was ihm lieb und vertraut geworden ist, einfach, tabula rasa in Kehrichtsäcken landet, seine Möbel zerkleinert, seine Vorräte entsorgt.


Das alles in wenigen Stunden. Das Ende einer Daseinsform.
Das Ende der Selbstbestimmung.

Warum das alles? Warum diese Demütigung? Warum dieser Abscheu, Ekel, diese Empörung?


Was hat er getan, dass es mit ihm so endet?


Wohin sollen seine Gefühle sich richten? Gegen aussen? Sich wehren? Wutausbrüche?

Also den Vorwand liefern für weitere „Sanktionen"? Aber was dann: Die Wut und Ohnmacht quasi „implodieren" lassen, in Resignation, Depression verfallen?


Wie man sich auch verhält: Es ist so oder so falsch. Alles ist ab sofort falsch. Man kann sich nicht mehr wehren. Weder gegen andere noch gegen sich selbst. Das Urteil ist allseits gesprochen. Zwangsräumung? Es muss sein.


Wir von ATAX wissen das und schliesslich ist es auch unsere Arbeit und damit auch mit ein Grund, warum es unsere Organisation gibt.
Wir von ATAX haben viel Erfahrung mit solchen Situationen. Das Schicksal von Messies aber lässt uns überhaupt nicht kalt.


Wir verachten sie nicht, wir ekeln uns zwar auch vor dem Dreck und dem Gestank, aber nicht vor diesen Menschen.


Wenn es einen Moment im Leben gibt, wo diese Menschen von, vielleicht unerwarteten Stelle, so etwas wie menschliche Wärme, Verständnis und Respekt brauchen, dann ist es genau dieser Moment: Diese Stunden, wo wir mit dem Betroffenen zusammen bestimmen, wie wir vorgehen werden.
Wo wir versuchen, zu vermitteln, dass es zwar „sein muss", aber nicht einfach unterschiedslos einfach fortgeworfen wird, was bis jetzt zu ihm gehört hat.


Das braucht Geduld und grosses Einfühlungsvermögen. Denn eigentlich ist man ja, wie heute üblich, unter grossem Arbeitsdruck. Wie alles, ist auch meistens so eine Wohnungsräumung zeitlich und vom Aufwand her, limitiert.

Reduziert man also rein auf die Arbeit und vergisst diesen Menschen, der da sitzt und zusehen muss, wie seine Welt buchstäblich zertrümmert und „entsorgt wird", darf sich nicht wundern, wenn plötzlich unkontrollierte „Störungen" auftreten.

Warum? Nochmals: Man stelle sich nur mal vor, was gefühlsmässig abgeht, wenn ich, als „Normalo" nach Hause komme und die Wohnung ist ausgeräumt. Das kann dann schon auch mal bei einem „Gesunden" für ein Trauma reichen.

Geschweige denn, für diesen, für krank erklärten, vor sich selbst und vor anderen gedemütigten Menschen in seiner Ohnmacht und Hilflosigkeit. Wir glauben, dass eine reine „Joberledigung" in dieser Situation weiteren Schaden anrichten kann. Wem dies gleichgültig ist, der sei auf die ganz sicher anfallenden „Geldwerten Folgen" verwiesen.


Das ist, hoffentlich nicht zu langatmig erklärt, wie ATAX seine Rolle sieht, wenn es darum geht, eine Messie Wohnung zu räumen. Mit Augenmass. Und trotzdem effizient, effektiv und unter Beachtung von Kosten aber auch der Menschenwürde.


Darum gibt es uns. Wir sind stolz auf unsere Arbeit im Dienste der Mitmenschen.



Norbert RYSER


Leiter "ATAX SeniorenService"


078 752 92 99
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