Dienstag, 30. Dezember 2008

Verwahrlosung, Messies, Vermüllung in Zürich, Winterthur, SH, SZ, ZG, SG, AG, LU, BS, BL, Gr, GL, ZH


Zur Zeit wird das Thema Verwahrlosung und Messie immer gerne mal als abschreckendes Beispiel aufgezeigt.

Dass es sich hierbei jedoch um sehr liebenswerte und oft kreative Menschen handelt, die nicht unbedingt der allgemeinen Norm entsprechen müssen, wird jedoch gerne verschwiegen.

Aussagen und Vorurteile wie z.B.: „Hier muss nur mal ordentlich aufgeräumt werden!“ oder: „Die brauchen nur einen Container und da muss dann alles rein...“ usw. zeigen oft das Unverständnis für die Menschen auf, die nicht zum „Otto Normalverbraucher“ gehören.

Nur mit der äusserlichen Veränderung alleine ist es jedoch nicht getan.
Bei unserer Messie Coaching - Messie Beratung arbeiten wir oft und gerne mit den sogenannten Messies zusammen und finden es immer wieder schön, die Fortschritte beim Einzelnen zu sehen.

Wer sind eigentlich die "Messies"

Der Begriff Messie wurde aus dem englischen Wort mess (Chaos, Unordnung, Schwierigkeit) abgeleitet.

Mit Messie werden Menschen bezeichnet, die an dem sogenannten „Vermüllungs-Syndrom“ leiden. Diese Menschen sammeln und horten in ihrer Wohnung unbrauchbare Gegenstände.

Im Extremfall gibt es aufgrund der Anzahl der gehorteten Gegenstände nur noch kleine Gehwege in den Räumen. In weiterer Folge kommt es zu hygienischen Problemen bis die Wohnung selbst für den Messie unbewohnbar wird. Das führt dann oft zu Kündigungen und Zwangsräumungen.

Ein Messie kann in seinem Beruf oft ein sehr ordentlicher Mensch sein, häufig ein Perfektionist.

In seinen „vier Wänden“ hingegen leidet er unter „Nicht-Wegwerfen-Können“ und hortet deshalb Gegenstände, bis es zur Vermüllung der Wohnung kommen kann. Deshalb auch der Begriff „Vermüllungs-Syndrom“.

Messies „überbewerten“ den Wert eines Gegenstandes. Sachen, die Mitmenschen wegschmeißen, werden von ihnen gesammelt.
Für sie ist jeder Gegenstand noch brauchbar, der in den Augen anderer unnütz, beschädigt und deshalb unbrauchbar ist.

Betroffen sind Menschen aller Altersklassen. Meist beschränkt sich ihr "Messie-Sein" auf ihren Haushalt; im Berufsleben kennt man sie als korrekte, zuverlässige und hilfsbereite Mitarbeiter.

Wer unter dem Messie-Syndrom, oder auch Vermüllungssyndrom leidet, versucht dies nach Kräften zu verbergen, igelt sich in seinem Chaos ein, grübelt darüber nach, wie er es verheimlichen und beseitigen könnte, weiss nicht wo er anfangen soll, kurz, fühlt sich einfach überfordert.

All dies ist mit einem unvorstellbarem Kraftaufwand verbunden; für das eigentliche Aufräumen bleibt keine Energie mehr.

Was sind Auslöser für Messie-Syndrom, Diogenes-Syndrom, Vermüllungs-Syndrom?

Auslöser sind Überforderungssituationen bezüglich Leistungsvermögen, Wissen, Besitz und Können für innerlich schon verunsicherte Persönlichkeiten.

Diese entstehen aus z.B. angeborenen oder erworbenen individuellen Schwächen oder allgemein offensichtlichen Belastungen. Kritische Ereignisse wie Hochzeit, Geburt, Trennung, aber auch Krankheiten kommen als Auslöser in Frage.

Wer in die Arbeitslosigkeit abgleitet und die damit verbundenen psychischen Belastungen nicht bewältigt, kann deswegen durchaus noch in der Lage sein, die eigene Wohnung in Ordnung zu halten und einem geregelten Alltagsleben nachzugehen.
Die aus langanhaltender Arbeitslosigkeit resultierende Perspektivlosigkeit dürfte jedoch ein wesentlicher Grund für eine irgendwann einsetzende Verwahrlosung sein.

Die Übergänge von der einen Form der Verwahrlosung in die andere können fliessend sein. Verwahrlosung ereignet sich nicht von heute auf morgen, sondern geschieht in der Regel schleichend, ohne dass dies den Betroffenen völlig bewusst sein muss.

Wer sich aus welchen Gründen auch immer mehr und mehr aus seiner Umwelt in die eigenen vier Wände zurückzieht, gerät leicht in die gesellschaftliche Isolation.

Ist dies dann mit einer zunehmenden Antriebslosigkeit verbunden, wird die langsam einsetzende Verwahrlosung immer mehr als Normalzustand begriffen. Die verwahrloste Wohnung bildet dann einen eigenen, in sich abgeschlossenen, Lebenskosmos, in dem eigene Massstäbe gelten. Die Verwahrlosung ist dann zum Normalzustand geworden.

Eine auslösende Überforderungssituation wird oft durch Teufelskreise selbst wieder hergestellt und beständig erhalten, z.B. durch typischen Perfektionismus, dem man selbst nicht gerecht werden kann.

Nach dem durchaus vernünftigen Motto: etwas, was man nicht schaffen kann, erst gar nicht anzufangen - wird aus einem "Tasse abwaschen" z.B. eine "Komplette Hausputz Idee" was in der aktuell gegebenen Zeit nicht schaffbar ist - die Tasse bleibt dreckig stehen.

Auf die Überforderung hin schotten sich Messies mit der Zeit systematisch von der Umwelt ab. Das Phänomen ist umgebungs- bzw. ortsgebunden, d.h. es konzentriert sich in der Regel auf das Privatleben in der eigenen Wohnung. In Beruf und Freizeit sind Messies eher unauffällig.
Darunter leiden Messies massiv, fühlen sich minderwertig, weil sie sich einer als normal dargestellten Aufgabe nicht gewachsen fühlen. Messies erleben sich mehr als passiv in einer auf sie einstürmenden Welt und weniger als aktiv ihr eigenes Leben frei gestaltend.

Die selbstschützende Ablehnung weiterer als fordernd erlebter Situationen und oder Personen dürfte auch der Grund für eine manchmal auffällige Feindseligkeit bei Messies sein.

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